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Hans Scheibner (1936 – 2022)

von | Mai 23, 2022

Kabarettist // Autor // Liedermacher

Wir trauern um Hans Scheibner.

 

„… lästern, lachen, leben“
Hamburger Abendblatt

Wo andere das Rad neu erfinden und wir uns beim Blick in die Presse erschrocken die Augen reiben, hatte der Satiriker und Kabarettist Hans Scheibner eine Reihe von Déjà-vus. Und die taten manchmal richtig weh. Da musste er seiner Stimme Luft verschaffen. Da half nur Spott über Gott und die Welt.

 

Hans Scheibner, geb. 1936 und gest. 2022 in Hamburg, war satirischer Schriftsteller, Kabarettist und Liedermacher. Mit Spottgedichten und Liedern als sogenannter Lästerlyriker feierte er früh erste Erfolge. Heimliche Hits mit heutigem Kultstatus (Schmidtchen Schleicher, Hamburg 75) landete er als Autor für Kollegen und Kolleginnen der Branche. Bekannt wurde er durch seine satirische ARD-Sendereihe „Scheibnerweise“.  Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und CDs, schrieb und spielte eigene Bühnenprogramme. Das wohl bekannteste davon „Wer nimmt Oma“, mit dem er und sein Team über 25 Jahre tourten. Von Hans Scheibner wissen wir, dass seine Unangepasstheit durchaus für einen „dornigen“ Weg als Künstler sorgte. Dafür wurde der Kabarett-Altmeister von seinem Publikum geachtet, aber besonders geschätzt für seine Geschichten, Gedichte und Lieder über seine Mitmenschen und Nachbarn.

„Bequem war er dabei nie, Autoritäten, egal welcher Couleur, machten ihm keine Angst.“, Deutsches Kabarettarchiv Mainz 2022

Nicht zuletzt machte er auch als Autor von  Theaterstücken von sich reden. Zur Krimikomödie „Die Geiselnahme“, die er unter dem Eindruck der Bankenskandale für die Hamburger Kammerspiele und das Harburger Theater schrieb, urteilte „Der Freitag“:

„Man muss dem Intendanten der Kammerspiele gratulieren, dass er den Mut zu diesem zeitgenössischen Wagnistheater aufgebracht hat.“

Als im August 2021 das „Urgestein der Kabarettszene“ Hans Scheibner seinen Geburtstag feierte, fasste der NDR ein Radio-Interview und irgendwie auch Hans Scheibners Schaffen unter folgendem Titel zusammen: „Hans Scheibner ist 85: Spitze Zunge und Rückgrat. Der Satiriker und Kabarettist Hans Scheibner hat im Fernsehen und auf Bühnen den Mächtigen die Leviten gelesen und den Alltag aufs Korn genommen.“

Zum wirklich allerletzten Mal wollten wir Hans Scheibner in den Hamburger Kammerspielen mit dem von ihm eigens ausgesuchten und bezeichnenden Titel „Der Maulwurf muss weg“ erleben. Leider kam es dazu nicht mehr. Am 23.Mai 2022 verstarb Hans Scheibner im Alter von 85 Jahren.  Mehr erfahren.

 

 

Leise Töne

 

Der NDR widmete Hans Scheibner, „einem Künstler, der den Zeitgeist eines ganzes Landes geprägt hat.“, mit „Satire, Spott und dummes Zeug“ eine Sondersendung.  Mehr dazu in der ARD-Mediathek.

… noch’n Gedicht

 

 

 

 

 

 

 

 

Hans Scheibner

Vom Streben nach Höherem*

Ist dir schon einmal aufgefallen,
dass der Mensch grundsätzlich das Gute will?
Ob sie sich küssend in die Arme fallen
Oder auf andere Weise abknallen:
dahinter steckt immer ein hohes Ziel.

 

Nie habe ich jemanden sagen hören:
Ich liebe die Ungerechtigkeit.
Sondern sie halten Reden und schwören:
Wenn nicht die höheren Werte wären!
Wir ziehen ja nicht für den Streit in den Streit!

 

Solche Erkenntnis ist gut für die Seele.
Weil es ein Trost ist, wenn man da sieht:
welche Partei der Gewalt ich auch wähle,
wen ich auch immer zum Glücklichsein quäle:
dass es alles in besserer Absicht geschieht.

* letzte Meldung auf facebook im März 2022

 


Weiterlesen bei Hans Scheibner.

 

Das macht doch nichts, das merkt doch keiner?

Immer wieder hat Hans Scheibner eines seiner bekanntesten Lieder an die aktuellen Aufreger unserer Gesellschaft angepasst. Bis auf eine Strophe …

Ein Englein kam zu Gott dem Herrn,
Und rang vor Schreck nach Luft:
„Die Erde, Herr, dein schöner Stern,
Hat sich grad selbst verpufft.“
Da lächelte Gott. „Ach, mein Kleiner:
Das macht doch nichts, das merkt doch keiner.

 

 

Der NDR snackt op Platt:

Hans Scheibner to’n Gedenken

He weer Satiriker, Ledermaker, Kabarettist – un en echten Hamborger Jung. In’t Fernsehn un op’e Bühn, dor hett he de Böversten de Leviten leest. Un wat dat angeiht, dor hett he vele Johrteihnten lang mit to de Topp-Lüüd bi uns in’e Stadt höört. Al in’e School, dor hett Scheibner lütte Stücken schreven un düsse denn sien Klassenkameradens vörspeelt. Un as he denn as Koopmann in’e Lehr güng, dor stünn he denn op’e Bühn vun dat Hamborger „Theater 53“ – ünner annern mit Uwe Friedrichsen tohoop. Op lütte Bühnen, dor maakt Hans Scheibner sik Anfang vun’e 70er Johrn en Naam. Un ok mit dat Ledertexten is he domals fix dorbi: nich blots de Wöör to dat Onkel-Pö-Leed „Hamburg 75“ sünd vun em, sünnern ok de Text vun den Schlager „Schmidtchen Schleicher“. Beten wat later weer he denn ok in`t Fernsehn to beleven: bi de Sennen „Scheibnerweise“ oder in sien Reeg „Bruno, die Nervensäge“ in’t NDR Fernsehn. Nu is Hans Scheibner in’t Öller vun 85 Johr storven. Bi „Wi snackt Platt“ denkt wi an em torüch, un en plattdüütsche Geschicht vun em gifft dat ok noch to höörn.

 

Herrlich

 

 

Letzte Veröffentlichungen

Hans Scheibner cover Himmel 2016 Album2015 Scheibner_Alle_Jahre_Oma_Hörbuchscheibner-in-den-himmel-will-ich-nicht-hoerbuch-9783957130488

 

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Claudia Roth, Staatsministerin für Kultur, im Bundestag am 11.9.2024